Mittwoch, 18. Mai 2022

Der Akt

Ist Projektion Liebe?
 
Wenn der Projizierende es schafft irgendwann ehrlich zu sich zu sein, dann gesteht er sich - bei aller möglichen Verwirrung - schlussendlich ein, dass die von ihm empfundenen Gefühle einer anderen Quelle entspringen und somit auch eine andere Aufgabe zu erfüllen haben...
 
Wer sind im allgemeinen Projektionsfiguren? Mancher mag jetzt an Popstars oder Schauspieler denken. Aber das ist Teenie-Kram und nur die Spitze des Eisberges. Denn grundsätzlich kann jeder als Vorlage einer Projektion dienen... Um zu einer Projektionsfläche für menschliche Sehnsüchte zu werden, bedarf es lediglich eines bestimmten Verhältnisses zwischen der Projektion und dem Projizierenden: Distanz.
 
Diese muss allerdings in Kombination mit einem Vermittler, in diesem Fall jedoch immer nur einem indirekten, auftreten: der Information. Bekommt man also Informationen über eine Person, die einen fasziniert, ohne dabei im nahen, privaten Kontakt zu dieser zu stehen, dann nimmt das "Verhängnis" seinen Lauf,- die Imagination wird genährt, und das Ideal, das daraus resultiert, muss sich dabei nie mit der Realität messen, da es aufgrund der nichtvorhandenen Nähe nicht überprüft und revidiert werden kann.
 
Das klingt jetzt alles ganz schrecklich, ist es aber nicht. Die menschliche Natur ist darauf angelegt zu projizieren,- und das mit gutem Grund. Und zwar nicht nur bei interessanten Dingen oder Phänomenen, die ihr dann als Sinnbilder dienen, sondern eben auch bei Menschen. Das, neben Fan und Star, in der heutigen Zeit am meisten zitierte Projektionsverhältnis ist das zwischen Patient und Arzt. Das älteste und meines Erachtens nach schönste ist das zwischen Schüler und Lehrer. Bei diesem wird auch am deutlichsten, worum es bei einer Projektion eigentlich geht. Dem Schüler wird durch den fachbezogenen Kontakt zu seinem Lehrer ermöglicht, sich dessen Urteil auszusetzen, von ihm reflektiert und begleitet zu werden, ihm nachzueifern, sich ihm gegenüber schließlich sinnvoll zu positionieren, sich dann auch außerhalb des gegebenen Schutzrahmens gegenüber der Aussenwelt zu positionieren und das Projektionsverhältnis nach dieser vollzogenen Selbstfindung und Standortbestimmung logischerweise und zu guter Letzt zu beenden. Denn weiß der Schüler erst einmal wer er ist, hat er also in Bezug zu dem vom Lehrer erfahrbaren Themenbereich und auch allem, was damit zusammenhägt, eine eigene Identität entwickelt, so muss er sich aus dieser geistig-emotionalen Symbiose mit seinem Mentor zwangsläufig wieder lösen,- so wie es auch absolut notwendig ist, dass nach der Geburt eines Menschen dessen Nabelschnur durchtrennt wird, da sonst für diesen ein wirkliches, freies Leben nicht möglich wäre...
 
Hier also vier Tipps für den Weg:
 
1. Lerne, was Du durch Deinen Mentor lernen kannst,- und dann gehe Deinen eigenen Weg... Und sei Dir sicher, auch Dein Mentor wird von Dir gelernt haben...
 
2. Denke nicht, dass Du nur einen einzigen Mentor in Deinem Leben bräuchtest...
 
3. Verwechsle Projektion nicht ernsthaft mit Liebe...
 
4. Liebe Deinen Vater & liebe Deine Mutter, ehre Deine(n) Meister...  
 
HvvH`14/02/13

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